Montag, 18. Juli 2011

Paddeln und Grillen

Montag, 18. Juli

Es hat immer wieder heftig geschauert und noch auf der Fahrt zum Klub fahre ich mit Scheibenwischer. Der Wetterbericht sah genau so aus, wie man ihn sich zum Grillen gerade nicht wünscht: "Gegen Abend stärkere Schauer mit kurzen Gewittern". Als ich die Grillkohle gekauft hatte, habe ich eigentlich nur auf eine dumme Bemerkung der Kassiererin gewartet. Kam aber nicht. Stattdessen kam die ganze, unerschrockene Montagsschar - und das Wetter wurde super!

Unsere Tour führt uns heute nur bis zur Gorch Fock, denn wir wollen ja die Grillkohle noch vor dem Dunkelwerden warm bekommen. Bei der Technik stehen heute die unterschiedlichen Möglichkeiten auf dem Programm, wie man sein Boot komplettt seitlich versetzen kann und es nicht nur umständlich und langwierig der eigenen Nase folgen zu lassen, um sich zur Seite zu bewegen. Bei den Ankerbojen vorm Düsternbrooker Hafen können wir es gleich ausprobieren: Funktioniert schon ganz gut -  aber weiteres Üben wird auch nicht schaden!

Ralf, die alte Seele, hat sich erbarmt und den Grill für uns schon in Betrieb genommen! So können wir in aller Ruhe unsere Boote versorgen, ohne Zeit zu verlieren, etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Obwohl wir das erste Mal in diesem Kurs grillen, funktioniert alles wie am Schnürchen: Es stehen jede Menge unterschiedliche Salate, Gemüse und Kuchen zur Auswahl, dass keiner befürchten muss, Hungers zu sterben. Und das Wetter spielt hervorragend mit: Es ist lau, windstill und trocken. Eigentlich wie zum Grillen gemacht!

Sonntag, 10. Juli 2011

Nordsee für Neulinge

Freitag, 8.Juli

entweder wir hetzen uns am Freitag von der Arbeit nach Schlüttsiel, um dann doch erst nach Sonnenuntergang auf Hooge anzukommen, oder wir fahren am Samstag vor dem Aufwachen los, um dann um neun Uhr in Schlüttsiel mit dem ablaufenden Wasser loszurutschen. Beides keine verlockenden Optionen - aber so ist das mit einer Tour auf Tidengewässern: die Gezeiten sagen, wo's lang geht und wann los!

Da entscheiden wir uns doch für die dritte Lösung: Freitag abend ganz gemütlich bis in die Nähe des Startplatzes zu fahren, so dass wir morgens nur noch die Boote packen müssen und die langwierige Anreise sparen. Bei der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz ist Birgit auf einen schnuckeligen Wohnmobilstellplatz in Ockholm gestoßen. Der Abend ist lau und sonnig und wir machen noch einen ausgedehnten Spaziergang über das flache Land.

Ab 6:15 Uhr gibt es Frühstück auf der Kirchwarft, zu der der Stellplatz gehört - genau wie der Lebensmittelladen, die Drogerie und andere Erwerbsquellen, die der betreibenden Familie ihr Auskommen garantieren. Wir sitzen gemütlich an einem richtigen Tisch auf richtigen Bänken, trinken richtigen Kaffe aus einer richtigen Kanne und genießen das Camperleben - richtig. Die Nacht war trocken, das macht das Packen angenehm und einfach. Ohne Eile sind wir exakt mit Hochwasser fertig zur Abreise aus dem Hafen von Schlüttsiel.

Es weht etwas Wind. Etwa vier aus Südsüdwest, keine schwierigen Bedingungen und wir haben alle Zeit der Welt. Die brauchen wir aber gar nicht, denn nach guten zweieinhalb Stunden Fahrt tragen wir unsere Boote schon die Rampe am Hooger Segelhafen hinauf. Wir haben noch genug Zeit, unsere Zelte aufzubauen, bevor es zu regnen anfängt und wir die Gelegenheit nutzen, einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu halten. Die frühe und kurze Anreise lässt genügend Zeit für ein Kulturprogramm, das uns ins Inselkino führt, wo wir gebannt den legendären Sturmflutfilm verfolgen. Und natürlich muss ich wieder ein Lammfilet im Friesenpesel verspeisen, ohne das Hooge für mich nicht wirklich Hooge ist.

Auch am Sonntag ist der Zeitdruck eher als Unterdruck zu bezeichnen. Wir können ganz gemütlich ausschlafen, ja eigentlich müssten wir erst am Nachmittag losfahren, aber dann würden wir nur noch ausgesprochen schlecht aus dem Hafen kommen. Also organisieren wir unsere Rückfahrt in zwei Teilen: Erst nach Langeness, dort nochmal eine Pause und dann noch vor Niedrigwasser zurück nach Schlüttsiel. In der Summe spart und das etwas Zeit und Schlick. Die Rückfahrt ist vollkommen entspannt und problemlos: der Himmel ist sonnig und der Wind weht südwestlich. Hin und wieder räkelt sich ein Seehund auf einem der aufragenden Sände. Als wir im Sielhafen einlaufen, steht das Wasser exakt gerade so hoch, dass wir eben an den Seglersteg andocken können.

Unter solch günstigen Umständen kann man in aller Ruhe die Besonderheiten einer Tour auf Tidengewässern studieren. Wenn man die Schwierigkeiten dann behutsam steigert, wird auch dieses Revier beherrschbar und man kann seine wunderbaren Möglichkeiten nutzen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient das Bild des GPS-Tracks der Überfahrt von Hooge nach Langeness. Da wir bei maximalem Strom gefahren sind, der genau quer zu unserer beabsichtigten Richtung ging, mussten wir einen deutlichen Vorhaltewinkel fahren. Man erkennt an unserer Spur, dass sie trotz des heftigen Querstromes im Groben schnurgerade verläuft. Nur an den zwei Stellen, wo wir in flaches und damit langsam strömendes Wasser kommen, zeigt der Track jeweils einen Knick. Im flachen Wasser fallen Vorausrichtung und Kurs ja ziemlich genau zusammen - da der Strom uns hier nicht mehr nach Westen versetzt, springt unser Kurs eben um genau den Vorhaltewinkel nach Osten!

Alle Fotos hier.