Die zwölf Anmeldungen haben sich verständlicher Weise etwas ausgedünnt, aber einige Unentwegte sind doch aufgelaufen und wild entschlossen. Einige nicht so wild entschlossene drehen noch ein paar unschlüssige Runden durch die Bootshalle und schließlich verbleiben sieben wackere Zwerge, die hinter die sieben Berge paddeln wollen. Ich packe mich warm ein und aktiviere das erste Mal wieder meinen Long-John, der den ganzen Sommer untätig herum lag, ziehe meine Winterpaddeljacke an und stülpe mir die Neofäustlinge über.
Es herrscht ein leichter Südwind, der uns freundlich schiebt. Das macht sich sehr deutlich in unserer Geschwindigkeit bemerkbar. Ich habe hohen Respekt vor Jens, der mit seiner Rennschnecke, einem weitgehend selbstgeschneiderten Pouch-Einer-Faltboot, das hohe Tempo mithält.
Zu Beginn der Tour haben wir an jedes Heck ein Knicklicht geklebt, damit man die Boote auch im Dunkeln noch erkennen kann. Nachdem es deutlich dunkel ist, sieht man auch manche dieser Lichter - einige waren aber wohl allzu deutlich über ihr Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus. Mein Angst, dass die Lichter zu grell sein könnten und uns blenden, erweist sich als vollkommen unbegründet. Außerdem wird es überhaupt nicht wirklich dunkel. Zum einen liegt das an der mittlerweile fast aufgelösten Wolkendecke, dem Mond der die faden Schleier beleuchtet und den modernen Straßenlaternen mit denen das Ufer mittlerweile fast durchgängig ausgestattet ist! Trotzdem ist es dunkel genug, dass wir ein besonderes Schauspiel beobachten können: Unvermittelt gellt ein Schrei durch die Nacht: "Meeresleuchten!" Betzi hat es als erste entdeckt: Die Wirbel, die bei jedem Paddelzug im Wasser zurückbleiben, leuchten weißlich auf. Dieser Effekt ist genau so plötzlich vorüber, wie er aufgetreten ist - offensichtlich waren nur in einem ganz kleinen Gebiet die Bedingungen gegeben, die das Meer leuchten lassen.

An der zwölften Laterne der zweiten Leuchtenbatterie steuern wir den Strand an und gelangen genau dort an Land, wo die Straße zu unseren vorher abgestellten Fahrzeugen geht. Das nenne ich eine Super-Vorbereitung! Während wir unsere Boote klarieren, gesellt sich Gerdi zu uns. Da wir eine so überschaubare Anzahl sind, lädt er uns noch auf einen Tee zu sich nach Hause ein. Hier kommt der Kuchen, den Eike uns gebacken hat, zu voller Wirkung. Zusammen mit dem Tee, den Inge uns kocht, genießen wir den Abend in gemütlicher Runde. Wer hätte am Morgen im Regen gedacht, dass der Tag so lau und schön enden würde!
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