Sonntag, 13. April 2014

Anpaddeln 2014

Wie immer zum Anpaddeln zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite! Da will keiner fehlen und so setzen sich knapp zwei Dutzend bunte Boote aus unserm Verein an diesem Sonntag im April in Richtung Schwentine in Bewegung. Britta hat ihre Schwester aus München mitgebracht, damit sie mal sehen kann, wie schön es im Frühling im Norden ist!

Es geht wie immer und je nach Lust und Bereitschaft mehr oder weniger weit die Schwentine hoch. Die ganz Wackeren fahren bis zum Kraftwerk, wo sie mächtig gegen die Strömung zu kämpfen haben. Unterwegs überholen wir ein interessant aussehendes kleines Faltboot. Aber es sieht eher aus wie ein Faltenboot. "Ist nicht optimal aufgebaut", muss seine Besitzerin zugeben.

Das gemeinsame Kaffee- und Kuchenessen findet in diesem Jahr beim TuS statt. Da ist es immer besonders interessant, ob neben den vielen Booten auch noch die Paddler auf dem Grundstück Platz finden werden. Aber die Enge tut der Gemütlichkeit keinen Abbruch. Karen, unsere Wanderwartin sorgt dafür, dass niemand den Rückweg alleine antritt, sondern dass alle eine Begleitung haben. Das ist auch bitter notwendig, denn der Wind hat doch spürbar aufgefrischt und bläst uns mit fortschrittlichen fünf Beaufort ins Gesicht. Aber alle meistern diese anspruchsvolle Überfahrt ohne Probleme - auch wenn es hier und da weiche Kniee unter der Spritzdecke gegeben haben mag...

Auf dem (leider noch ungemähten) heimischen Rasen stehen erst einige Bootstaufen an, die mit Sekt gebührend gefeiert werden. In der Zwischenzeit wird bereits der Grill angeheizt und ein sonniger Nachmittag klingt in gemütlicher und entspannter Atmosphäre aus.

Ich schätze, nach dieser Erfahrung wird Brittas Schwester ernsthaft über einen Umzug von München nach Kiel nachdenken!

Mehr Bilder hier...

Mittwoch, 26. Februar 2014

Navigation im Kajak - Teil II

"Kajakfahren – insbesondere auf dem Meer - erfordert Kenntnis wenigstens elementarer Navigationstechniken." - das hatte ich schon beim ersten Teil meines Navigationsvortrages im vergangenen Jahr zur Einleitung gesagt. Damals ging es um grundlegende Techniken, wie man überhaupt bestimmt, wo man ist und wie man da hinkommt, wo man hin will. Heute kommt die Tide als neues und die Umstände wesentlich verkomplizierendes Element hinzu.

Wie entsteht eigentlich Tide und wie äußert sie sich? Wie hoch ist eigentlich der Tidenhub auf den offenen Ozeanen und an verschiedenen Stellen der Welt? Wie schnell strömt denn das Wasser, und sieht der Tidenverlauf an allen Küsten so aus, wie an unserer Nordseeküste?

Es gab vieles zu klären, von dem man vorher kaum wusste, dass es so etwas überhaupt gibt. Dass es in der Nordsee "amphidronische" Punkte gibt, dass das Wasser immer noch gut eine Stunde abläuft, obwohl es schon wieder steigt und dass man zwar einen Tidenstrom jeglicher Stromgeschwindigkeit queren kann, aber nur, wenn man eben nicht vorhält.

Es gab Aufgaben zu lösen, die einen erst richtig auf das Dilemma aufmerksam machen, dass so eine Seekarte zwar Unmengen von Informationen beinhaltet, man aber doch erst einmal einiges über den Umgang damit lernen muss. Wenn man drei Meter Tidenhub hat und ein Wattenhoch laut Karte eine Höhe von anderthalb Meter hat, steht dann bei Hochwasser 1,5 Meter Wasser darüber oder 3 Meter?

Der Vortrag ist weder als Ersatz für einen Navigationskurs gedacht noch geeignet, aber er kann die grundsätzlichen Effekte und Phänomene bei Navigation auf Tidengewässern zeigen und ihre wesentlichen Eigenschaften und Einflüsse auf unsere Fahrtenplanung deutlich machen. Und bei der nächsten Nordseetour sieht man die Umstände dann mit ganz anderen Augen!

Sonntag, 23. Februar 2014

Ende gut - alles gut!

Als ich beim vergangenen Rollen-Termin gesehen habe, wie Uschi kopfüber im Boot hängend unter Wasser nach sich selbst und ein wenig Orientierung im Raum gesucht hat, dachte ich, dass sie noch ein Weilchen brauchen wird, bis sie alle beteiligten Glieder zu einer gedeilichen Zusammenarbeit überredet bekommt. Heute hat das Üben eben begonnen, da rollt sie schon wie ein Mops! Das setzt natürlich Standards und erhöht den Druck auf die anderen Teilnehmer, die bei der Vorstellungsrunde am Anfang noch keinen Erfolg vermelden konnten.

Ich hätte beim vierten Termin in der Reihe einen leicht gedämpften Enthusiasmus erwartet, ein demütiges Ergeben in das Schiksal, wenn die Rolle die letzten drei Male schon nicht aus der Hüfte kam, dass sie sich bestimmt auch heute nicht zwingen lässt. Aber da habe ich die Rechnung ohne die Teilnehmer gemacht: Alle sind dermaßen beflissen bei der Sache, dass die gesamten drei Stunden über ständig alle Boote auf, im oder unter Wasser sind und die Betreuer eigentlich kaum Gelegenheit haben, selbst mal ein bisschen zu spielen.

Johanna ist heute so entschlossen wieder angetreten, wie sie bei letzten Mal gegangen ist. Ich hatte mir eine spezielle Übung ausgedacht, um ihr über die letzte mentale Hürde zu helfen, die sie noch von der erfolgreichen Rolle trennt. Es gab viel zu lachen, wenn sie mich auch nach dem x-ten Versuch noch auf der anderen Seite des Bootes vermutet hat, obwohl ich ihr hoch und heilig versprochen hatte, nicht heimlich in dem Moment über das Kajak zu springen, in dem sie unter Wasser taucht. Irgendwann ist aber auch dieser Knoten geplatzt und sie ist erfolgreich und geschmeidig hoch gerollt. Die Führung des Paddelblattes kann man noch optimieren, denn wenn man ehrlich ist, führt sie es noch nicht wirklich dicht an der Wasseroberfläche entlang. Da aber ihr Hüftknick und die Bewegung des Oberkörpers seit dem ersten Moment so tadellos klappen, kommt sie auch ohne diese technische Raffinesse wieder nach oben. Was man allerdings nicht mehr verbessern kann, ist das Strahlen nach geglückter Übung!

Dirk, Christina und wie sie alle heißen, Nina und Konstanze sowieso aber eben auch Uschi, Helge und Levke - wirklich alle haben im Laufe der vier Termine die Rolle erfolgreich praktiziert - und zwar mehr als einmal und nur durch Zufall! Wenn das keine gute Erfolgsquote ist! 

Dank vor allem an unsere Wander-Karen, die diese Termine ermöglicht hat aber auch allen Beteiligten, die immer Boote, Paddel und was sonst noch benötigt wurde, wie von Geisterhand in die Unihalle geschafft haben!

Mittwoch, 19. Februar 2014

Bilder der Saison

Das ganze Jahr über stürzen wir uns in irgendwelche Aktivitäten, stauben in der Bootshalle, befahren Flüsse und Seen, genießen Sonnenuntergänge, Poloturniere und Herbststürme. Und das alles nur, damit wir am Ende der Saison die Bilder der vergangenen betrachten können. Heute ist Zurücklehnen und Genießen angesagt. Birgit hat wieder Unmengen von Bildern und kleinen Filmchen gesichtet, zusammengestellt und mit passender Musik hinterlegt, um uns damit einen schönen Abend zu bereiten.

Dabei merkt man erst, was für zahlreiche Aktivitäten im Verlaufe eines Jahres in unserem Verein stattfinden. Auch längst Vergessene (oder Verdrängte?) kommen so wieder in Erinnerung: Das gesamte erste Halbjahr war doch von unserem Umbau geprägt, der mittlerweile fast schon wieder in Vergessenheit geraten ist, so selbstverständlich haben wir uns an die neuen Umstände gewöhnt.

Neben dem Befahren der unterschiedlichsten Gewässer erinnern die Bilder an zahlreiche Gelegenheiten der Begegnung. Da ist der gemeinsame Arbeitsdienst und das Durchsehen der Vereinsboote, das Polo-Spaßturnier der Wanderpaddler, die Begegnung mit schrägen "Vögeln" und nie gekannten Herausforderungen. Man könnte einwenden, dass sich die Bilder von Jahr zu Jahr gleichen. Aber das ist nicht der Fall. Denn auch wenn ein Bild nur Wasser, Boot und Paddler zeigt, so schwingt dahinter bei dem, der es erlebt hat, immer eine einzigartige Erinnerung mit. Bei denen, die es nicht erlebt haben, mögen sich Träume regen und vielleicht sogar Pläne keimen. So ein Bilderabend ist nicht nur entspannend und anregend, er ist auch wichtig.

Sonntag, 16. Februar 2014

Rollentraining 3.Teil

Aller guten Dinge sind drei! Und wenn die Dinge dann noch nicht gut sind, kommt eben das vierte Mal dazu. Am Ende wird also alles gut - und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende!

In diesem Bewusstsein gehen wir heute unseren dritten Rollentermin an. Zwar können Karen und Britta krankheitsbedingt beim Transport der Ausrüstung in die Halle nicht mitmachen, aber wie von Zauberhand werden die entstandenen Lücken geschlossen und alles klappt wie am Schnürchen.

Einige sind mittlerweile schon alte Hasen, was die Rolle angeht. Dabei ist Lauritz vielleicht der jüngste Paddler in der Herde aber augenscheinlich der älteste Hase, denn seine Rolle kommt links wie rechts mit bewunderswerter Sicherheit und Selbstverständlichkeit.

Es gibt aber auch ganz junge Hasen, wie Johanna, die heute das erste Mal teilnehmen kann. Die einführenden Übungen absolviert sie mit beeindruckender Körperbeherrschung, so dass ich mir sicher bin, dass sie nicht lange brauchen wird, bis sie auch die gesamte Übung beherrscht. Aber immer wenn es zum Schwur kommt und sie den kompletten Bewegungsablauf abspulen soll, gibt es eine Hürde, die sich ihr in den Weg stellt. Aber sie ist so vom Ehrgeiz durchdrungen, dass sie es unbedingt wissen will und^mir keine Ruhe lässt und fast die kompletten drei Stunden in Aktion bleibt. Ich bin mir sicher, dass sie in den kommenden Tagen die Folgen ihres Einsatzes spüren wird. Ich bin mir aber auch sicher, dass sie beim kommenden Termin die Früchte ihres heutigen Einsatzes einfahren wird.

Sonntag, 26. Januar 2014

Rollentraining 2.Teil

Heute soll fortgesetzt werden , was vor zwei Wochen begonnen worden ist. Wenn einem das Rollen nicht im Schlaf zufliegt, muss man halt mehrfach üben. Für den normal Sterblichen verstößt diese Übung ja auch gegen mehrere in Millionen Jahren durch die Evolution eingeimpfe Verhaltensweisen. Wenn man kein Faultier ist, hängt man eben nicht kopfüber irgendwo drin. Und wenn man kein Fisch ist, taucht man den Kopf auch nicht freiwillig unter Wasser. Und wenn er denn schon mal unter Wasser ist, ist er doch das erste, was man wieder an die Luft befördern möchte. Dass der Ablauf der Rolle so fundamental mit unseren instinktiven Reflexen kollidiert, macht die Hürde so hoch, die man am Anfang überwinden muss.

Es gibt natürlich immer so Ausnahmeerscheinungen wie Konstanze, die erstmalig zum Rollentraining erscheint und am Ende Übungsleiter und Leidensgenossen mit einer perfekten Rolle verblüfft, oder wie Eskimo-Nina, die sich unter Wasser bewegt, als sei sie eine Robbe, die nur zufällig im Kajak sitzt. Bei den anderen sind die Anleitenden so souverän, dass vom sturen Plan abgewichen wird und bei jedem die individuelle Hürde indentifiziert und bearbeitet wird.

Auch heute gibt es wieder einige Erstroller - aber alle machen Fortschritte. Und es ist besser, den eigenen Fortschritt als Erfolg zu werden, als das Noch-Nicht-Komplette-Rollen als Misserfolg. Schließlich haben wir noch zwei Termine zur Verfügung - und auch Gordon Brown hat zwei Jahre gebraucht, bis er die Rolle gelernt hat!

Sonntag, 12. Januar 2014

Rollentraining 1.Teil

Direkt nach dem Sektempfang ging es in die Schwimmhalle der Universität. Karen hat uns vier Termine beschert, in denen wir für unseren Verein ein Rollentraining durchführen können. Die Nachfrage war unerwartet groß, aber auch die Bereitschaft von Kundigen, sich als Betreuer zur Verfügung zu stellen. So kamen auf insgesamt 16 Lernwillige 7 Trainierwillige - ein gesundes Verhältnis. Die Betreuer haben sich im Vorfeld einmal getroffen und über das Vorgehen abgestimmt. Das sollte vornehmlich dazu dienen, dass die Übenden nicht allzu große Diskrepanzen ausgesetzt werden. wenn sie von einem Betreuer zu einem anderen wechseln.

Um für einen entspannten Anfang zu sorgen, wurden zuerst einige Übungen zur Wassergewöhnung gemacht, damit niemand in Panik gerät, wenn er sich in der für uns unnatürlichen Lage kopfüber unter Wasser befindet.

Von den zwölf heute Erschienenen könnten vier bereits mehr oder eher weniger rollen. Alle anderen hatten entweder noch nie erfolgreich gerollt, oder es war eh ihr erster Versuch, es zu lernen. Am Ende haben bereits vier der absoluten Neulinge eine Rolle hinbekommen. Nina und Lauritz sogar zu beiden Seiten und mit ziemlicher Verlässlichkeit! Wenn das keine gute Erfolgsquote ist!


Sektempfang

Es ist gute Sitte in unserem Verein, das neue Jahr mit einem Sektempfang zu beginnen. Es gibt wenig Gelegenheiten in dieser Jahreszeit zusammenzukommen, und was liegt da näher, ein kleines Fest in diese Zeit zu legen. Mit Sekt und Suppe konnte eine überraschend große Schar von Mitgliedern ins KanÜ gelockt werden. Bevor man über die zwei Suppen herfallen konnte, musste man aber noch die Rede des Vorsitzenden über sich ergehen lassen. Statt über die üblichen Höhepunkte des vergangenen Jahres zu reden hat es ihm gefallen, eine Philosophie des Alltags zum Besten zu geben.
Zum Glück sind unsere Mitglieder allesamt gut erzogen, so dass es keine Buh-Rufe und Pfiffe gab, sondern artige Danksagungen für die "gehaltvolle" Rede. Derart philosopisch angereichert, schmeckte die Suppe danach umso besser.

Es herrschte ein erstaunlicher  Geräuschpegel, der sich aus der Tatsache ergab, dass da fast dreißig liebe Menschen entspannt miteinander tratschten. Wenn man bedenkt, dass dieses Treffen fast ausgefallen wäre, weil unser Festausschuss gerade auf die halbe Sollzahl zusammengeschrumpt ist, ist es doch ein großer Segen, dass Klaus-Peter sich dieser brachliegenden Aufgabe kurzentschlosssen angenommen und uns ein so nettes Beisammensein beschert hat!

Montag, 14. Oktober 2013

Bootscheck und -reparatur

Unsere Vereinsboote werden übers Jahr fleißig benutzt und dadurch natürlich arg beansprucht. Da bleibt es nicht aus, dass das Material leidet und schon mal den Klügeren spielt. Um unsere Ausrüstung auf Stand zu halten, haben wir es uns zur Regel gemacht, einmal im Jahr eine gründliche Bestandsaufnahme der Mängel zu machen und sie im Folgenden dann so weit es geht zu beheben.

Unsere Wanderwartin hat die Aktion vorbildlich vorbereitet und eine erfreulich große Zahl von Nutznießern hat sich eingefunden, um dafür zu sorgen, dass sie auch nächstes Jahr wieder intakte und verkehrssichere Boote zur Verfügung haben. Für jedes Boot gibt es eine Checkliste mit allen möglichen und denkbaren Eigenschaften, die ein Boot haben kann. Auch das zum Boote gehörende Zubehör, wie Spritzdecke, Paddelleine oder Lukendeckel steht auf der Liste und wird mit überprüft.

In der Regel sind es kleine Defizite, die sofort behoben werden können, wie eine defekte Paddelleine, ein fehlender Vereins- oder Verbandsaufkleber. Manchmal ist aber auch ein größerer Schaden festzustellen, wie eine defekte Lenzpumpe oder ein nicht mehr funktionierendes Skeg. An "Aalikki" versuchen sich Olav und Michael mit viel Geschick daran, den Verstelldrakt für das Skeg zu reparieren. Das wäre auch keine große Tat gewesen, wenn ihnen nicht so ein tumber Vorsitzender immer wieder den Draht aus seiner Position flutschen lassen hätte!

Es dauert länger als erwartet, aber alle Beteiligten sind mit Engagement bei der Sache und bis weit nach Einbrechen der Dunkelheit am Werken. Ich freue mich, im nächsten Frühjahr den dann auflaufenden Mitgliedern und Gästen wieder einwandfreie Boote anbieten zu können.


Sonntag, 13. Oktober 2013

Bunte Herbstfahrt

Nach einem nassen und windigen Samstag lockte der sonnige Sonntag einige Paddler auf die Förde und die Schwentine. Olav und ich hatten Lust, uns den bunten Blätterwald auf der Schwentine anzusehen. Die Stimmung war wirklich schön und wir erfreuten und am Farbspiel der unterschiedlich gefärbten Bäume. Leider hatte die Schwentine etwas wenig Wasser, so dass wir bei den zwei großen Steinen in der Kurve auch umkehrten. Zurück am Verein trafen wir auf Jörg und Mathias, die auf der Förde eine Runde gedreht hatten.

Klaus-Peter

Mittwoch, 25. September 2013

Dämmerfahrt 2013

So eine Fahrt ohne "Wiederkehr" zu organisieren, ist im Vorfeld immer etwas aufwändig. Dieses Mal haben wir unsere Autos, die unsere Rückkehr vom Schönberger Strand sicherstellen sollten, nicht erst am Tag der Fahrt selbst sondern einfach einen Tag vorher an den Zielort gefahren. Das hat die Sache deutlich entspannt, denn es gibt einfach mehr Leute, die am Abend mal eine Stunde erübrigen können, als am frühen Nachmittag. Durch den normalen Schrumpfungsprozess, den der Teilnehmerkreis einer angekündigten Fahrt im Laufe der Zeit erfährt, blieben schließlich sechs Teilnehmer übrig, die wir inklusive ihrer Boote bequem mit den zwei bereitgestellten PKW transportieren können.

Es soll das erste mal, seit dem wir diese Fahrt unternehmen, Ostwind herrschen, uns also mit Stärke drei bis vier von vorne ins Gesicht wehen. Das mag uns etwas bremsen, ist aber natürlich kein Grund, die Aktion abzublasen - ebenso wenig wie der angekündigte Regen. Aus den Erfahrungen im letzten Jahr haben wir diesmal auf die nutzlosen Angelknicklichter verzichtet - aber ich habe zwei deutlich üppiger bemessene Exemplare dabei und Betzi hat ebenfalls eines davon mit. Wir werde sehen, was wir damit für Erfahrungen sammeln.
Einige Minuten vor sieben Uhr sind wir an der Ansteuertonne zur Marina Wentdorf. Ich hatte mir sieben Uhr als Ziel gesetzt, denn einige Minuten danach versinkt die Sonne bereits hinter dem Horizont und hier ist die letzte Möglichkeit, wo noch Bootsverkehr herrschen könnte. Danach kommt nur noch freies Wasser.


Es ist bereits jetzt ziemlich schummrig, denn der Himmel ist dick bewölkt - und es regnet bereits eine ganze Weile. Hier lasse ich sammeln, gruppiere unsere Schar in Zweiergruppen, denn bislang sind wir weiter auseinander gedriftet, als es im Dunkeln gut wäre. Ich aktiviere meine beiden Knicklichter. Das grüne fängt brav an zu leuchten und ich benzele es hinten an meine Schwimmweste. Das rote knicke ich so gründlich ich kann, aber gute zehn Jahre Lagerung sind wohl jenseits des Limits, das solche Dinger klaglos überleben. So fährt die "rote Gruppe" also eher ohne Beleuchtung - Betzis blaues Licht dagegen leuchtet sehr geheimnisvoll!

Anfangs sind noch deutliche Abstände zwischen den Gruppen, je dunkler die Nacht wird, desto enger rücken alle zusammen. Als es nach kurzer Zeit schließlich deutlich dunkel ist, fahren sechs Kajaknasen auf absolut gleicher Höhe im Abstand zweier halber Paddellängen einträchtig nebeneinander durch die Nacht! Wegen des Windes ist das Wasser recht bewegt und meine Hoffnung auf Meeresleuchten wie im letzten Jahr erfüllt sich nicht. Dafür ist es wegen der Bewölkung aber deutlich dunkler und wir haben bald nur noch eine vage Ahnung davon, wie dicht wir am Ufer entlang fahren. Die Laternenreihe vor dem Strand von Kalifornien ist uns erst eine gute Orientierung, aber dahinter geht es eine ganze Weile ins dunkle Nichts, bis die Laternenreihe von Schönberger Strand in Sicht kommt.

An  der gesamten Küste säumen Steinmolen den Strand, die etwa fünfzig Meter hinaus ins Wasser ragen. Sie stürzen uns in ein ziemliches Dilemma, denn einerseits wollen wir nicht allzuweit aufs offene Wasser hinaus, andererseits wollen wir auch nicht auf eine dieser unnachgiebigen Begleiterscheinungen auflaufen. Man erkennt auf dem Bild des letzten Stücks unseres GPS-Tracks, dass wir den Molenköpfen bis auf 25 Meter nahe kommen - ohne sie zu sehen. Aber die Geräusche, die die auf sie rauschenden Wellen machen, lassen uns an jeder wieder ein bisschen nach draußen steuern. Dort, wo der Track einen deutlichen Schnörkel macht, bin ich mit Sven zusammengekommen, um erstmalig auf unser GPS zu schauen. Es versichert uns, dass wir nur noch wenige hundert Meter von unserem Ziel entfernt sind.

Gnädiger Weise hat der Regen aufgehört, als wir uns am dem Rasen am Deich umziehen. Das ist sehr angenehm, denn es ist auch so nicht gerade mollig, eine Weile nackig im Wind zu stehen, bis man trockene Kleidung an hat. Es herrscht heute geradezu Hochbetrieb auf der Promenade: Kurz nachdem wir unsere Kajaks hier auf den Rasen gelegt haben, schiebt ein Pärchen seinen Kinderwagen durch die Nacht. Ein paar Minuten später schlendern zwei Jugendliche vorbei, die bald aus der anderen Richtung wieder zurück kommen. Und dann erscheint ein überdimensionaler Regenschirm, unter dem schließlich ein bekanntes Gesicht hervorkommt: Gerdi lädt uns wieder auf einen Tee zu sich nach Hause ein.

Die Runde bei Inge und Gerdi ist wieder so gemütlich, dass wir beschließen, die Tour im nächsten Jahr auf einen Freitag zu legen. Dann können wir so lange bleiben, wie wir möchten und müssen nicht wieder vorzeitig aufbrechen, weil wir alle am nächsten Tag am Arbeitsplatz erscheinen müssen.

Montag, 16. September 2013

Wiederbelebung

Am Beginn der Woche spürte ich so ein komisches Gefühl. Ich konnte es mir erst gar nicht richtig erklären und habe überall gesucht - ob der Luftdruck ein nie dagewesenes Maß angenommen hat, die Kühe besonders tief fliegen oder ich streng unter den Achseln rieche. Nichts - nirgends ein Hinweis! Erst als ich die Mail von Sabine erhielt, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Wir haben die Woche der Wiederbelebung! Da hätte ich auch gleich drauf kommen können!

Es ist in Deutschland nicht rosig bestellt um die Kenntnis und Bereitschaft, bei einem Herzstillstand Erste Hilfe zu leisten. Andere Länder weisen da bessere Statistiken auf. Die deutsche Ärzteschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, diesem Missstand entgegenzuwirken. Dazu haben sie eben bundesweit die "Woche der Wiederbelebung" ins Leben gerufen. Nachdem Sabine als Teil der Ärzteschaft uns auf die Gelegenheit aufmerksam gemacht hat, war es uns Freude und Verpflichtung gleichermaßen, unsere Montagstour an der Seebar vorbeiführen zu lassen. Dort nämlich hatten sich Rettungsärzte auf die Lauer gelegt, um interessierten Paddlern - und Nicht-Paddlern - eine kurze Unterweisung darin zu geben, wie man Leben retten kann.

Bevor wir uns zu Rettern der Menschheit ausbilden lassen konnten, mussten wir noch - wie jeden Montag - eine paddlerische Herausforderung meistern. Heute bestand sie darin, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie komme ich an einer Badetreppe, die weder dafür gedacht noch gemacht ist, aus meinem Boot? Klingt ganz einfach, erfordert aber doch ein bisschen Geschick und ist tatsächlich nicht ganz trivial. Aber alle, die sich dieser Aufgabe gestellt haben, haben sie am Ende souverän gemeistert. Und auch wenn man vielleicht nicht so oft an Badetreppen anlandet, so bequem wie an unserem heimischen Steg kommt man nicht überall aus dem Wasser. Und Kenntnisse und Fertigkeiten, die man sich an Badetreppen erarbeitet, kann man auch woanders gewinnbringend anwenden.


Die lauernden Ärzte sind schnell ausgemacht: sie haben ihr Lager ganz in der Nähe eines emsig heizenden Gasbrenners aufgeschlagen und nehmen uns freundlich in Empfang. Wir bekommen jeder eine Übungspuppe zugeteilt, die aber leider alle nur aus Kopf und Oberkörper bestehen und ausnahmslos auf den Namen "Anne" hören. Außerdem erhält jeder in kleines Merkblatt, in dem das ganze Thema auf drei griffige Punkt eingedampft ist, die man etwas so überschreiben könnte: Ansprechen, anrufen, anfangen! Besonders beim Punkt mit dem "Anrufen" wird noch einmal herausgestellt, dass man ihn nicht vergessen sollte, denn auch wenn wir Erste Hilfe leisten, muss irgendwann jemand die zweite übernehmen, sonst wird die erste schließlich die letzte sein!


Besonders beruhigend fand ich den Hinweis, dass man als Laie in keiner Hinsicht etwas verkehrt machen kann. Weder juristisch, dass man also hinterher keine Klage fürchten muss, dass man dem "Geholfenen" eine Rippe gebrochen hat, noch medizinisch, weil man mit seinem Gedrücke auch dann keinen Schaden anrichten kann, wenn das Herz des Behandelten wider Erwarten doch nicht still steht. Auf ganzer Linie beruhigt und entspannt versucht jeder ebenso konzentriert wie engagiert, seiner "Anne" neues Leben einzuhauchen. Ich lasse den Arzt mitstoppen. Nach zwei Minuten habe ich deutlich über 200 mal Annes Brustkorb zusammengepresst - und hätte mich über eine Ablösung gefreut. Im Stadtgebiet von Kiel gehen die Retter davon aus, innerhalb von acht bis zehn Minuten nach der Alarmierung am Ort des Geschehens zu sein. Deshalb ist es so wichtig, den Punkt mit dem Anrufen (112!) so früh wie möglich umzusetzen. Wenn unsere Annes am Ende der Übung nicht lebendiger waren als voher, lag das auf keinen Fall daran, dass wir sie nicht vorbildlich "geherzt" hätten - das muss andere Gründe haben!

Als wir uns der zweiten paddlerischen Herausforderung des Tages stellen: "Wie komme ich an einer Badetreppe, die weder dafür gedacht noch gemacht ist, wieder in mein Boot?", sind wir nahezu gegrillt vom emsig heizenden Gasbrenner, unter dem wir im Rythmus des Bee-Gee-Hits "Staying alive!" die Wiederbelebungsgymnastik vollführt haben. Olaf ist sogar so warm in seiner Kluft, dass er auf ein Bad zur Abkühlung in der Mitte des Fahrwassers nicht verzichten kann.

Ich kann nur jedem empfehlen, sich einmal in diese simple Technik der Wiederbelebung einweisen zu lassen. Man kann tatsächlich Leben damit retten. Man kann nichts kaputtmachen. Man kann nichts verkehrt machen. Und man muss sich nicht die Frage stellen: Hätte ich in den zehn Minuten, die ich untätig daneben gestanden habe, vielleicht etwas tun können, was diesem eben vom Notarzt für tot erklärten Menschen das Leben gerettet hätte?