Montag, 11. März 2013

Mit Kind und Kegel durch Dänemark

Heute ist der letzte Themenabend für diesen Winter. Eigentlich sollte der Winter dann vorbei sein, aber wenn man nach draußen schaut, sieht es ganz und gar nicht nach Frühling aus! Aber das soll uns heute Abend nicht sorgen. Wir hören und sehen, was uns Jürgen von seiner Kanu-Tour im vergangenen Sommer zu zeigen und zu erzählen hat. Und das ist eine ganze Menge und jede Minute wert!

Es fing schon damit an, dass seine geplant sechswöchige Reise mit seinem Sohn Lej im offenen Segelkanadier fünf Minuten zu spät begann. Das Boot musste nämlich noch aus der Schwentine von Jens' Werkstatt abgeholt werden, und justamong, als sie zwischen hier und Schweden nur noch offenes Wasser zu liegen glaubten, sperrten die Wasserschutzpolizei und die Feuerwehr die Schwentine wegen eines Großbrandes vom Rest der Welt. So war neben ein paar verschenkten Stunden der erste und kräftigste Sonnenbrand der Fahrt fällig.

Es sollte nicht die einzige skurrile Begebenheit bleiben. So musste der große Seebär in Schleimünde, nachdem der kleine Seemann voller Stolz einen toten Schwan aus dem Schilf gebuddelt hatte, endlos nach dem fehlenden Kopf graben, denn darauf hatte Lej es ganz besonders abgesehen. Allein - der Kopf blieb unauffindbar! Aber die Suche hatte das Kind wenigstens eine ganze Weile beschäftigt. Dies war wohl eines der Hauptprobleme während der anspruchsvollen Fahrt: Wie schaffe ich es, einen wissbegierigen Sechsjährigen jeden Tag aufs Neue zu beschäftigen - und das möglichst, ohne dass der Vater dafür allzu sehr eingespannt wird.

Als weiteres Problem stellte sich des öfteren die Frage, wie man ein fünfeinhalb Meter langes und wohl hundert Kilo schweres Kanu von und zum Wasser bewegen soll, wenn man nur ein kleines Kind und einen Erwachsenen mit lädierter Schulter zur Verfügung hat. Wie bei allen nicht planbaren Unternehmungen bestätigte sich auch hier das immer wieder beobachtete Phänomen: "Das findet sich!". Dabei spielte die unerwartete und für Jürgen manchmal schon erschlagende Freundlichkeit der Dänen eine große Rolle. Sie beschränkte sich aber nicht nur auf ein Hand-Anlegen beim Wuppen des Potemkischen Bootes, sondern manifestierte sich auch ein ums andere Mal in Speiseeisorgien für den Kleinen und kompletten Mahlzeiten für den Kleinen und den Großen.

Vom Wetter her hätte man sich gar keinen katastrophaleren Sommer aussuchen können. Bis auf den Tag mit dem Sonnenbrand in der Schwentine, gab es sonst eigentlich keine Zeiten ungehemmter Hitzeentwicklung. Ungehemmt war allein der Wind. Er blies bevorzugt aus Richtungen, die man in unserer Gegend zwar nur selten findet, in der aber genau das Zielgebiet der Reise lag. Ständig rollten Regenfronten über Vater und Sohn hinweg und der heilige Geist ließ eine Gewitterzelle nach der anderen am Himmel aufziehen. So war die Lenzpumpe wohl einer der meisten gebrauchten Ausrüstungsgegenstände. Das am meisten getragene Kleidungsstück war für beide der Trockenanzug. Zum Glück hatte Jürgen für seinen Vorschoter einen Passenden besorgt - ich wusste gar nicht, dass es so kleine Exemplare überhaupt gibt.

Es war ein langer aber ausgesprochen kurzweiliger Vortrag. Ich habe selten bei einem Bildervortrag so viel gelacht und denke, dass sich die Bedeutung dieser Reise für Vater und Sohn erst in vielen Jahren in ihrer ganzen Tiefe erweisen wird.

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